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Ein ganz persönlicher Reisebericht - Facetten der "Wüstenschwestern"

 

1. November 2015: Wadi Ghazala

Wadi GhazalaWadi Ghazala

 

 

Die Wüste heißt uns willkommen!

Schier endlose Weite zeigt sich und lädt ein hier unseren Platz zu finden und leer zu werden, um dann aufzutanken und selber endlos weit zu sein.

Zu meinen Füßen heißer Sand, glutheiße Sonne, eine leichte frische Brise streichelt mein Haar, die Sonne küsst mich, schon knirscht Sand zwischen meinen Zähnen von dem leckeren Brot, gebacken von unseren Begleitern, deren Dromedare sich unser annehmen und uns hin und her schaukeln, geborgen im Schoss der Wüste, so weit wir blicken verwöhnt uns das Land der Pharaonen mit Steinformationen und Ornamenten von Ocker, Safran und Vanille mit Mocca, würde ich jetzt auch trinken, doch weil der Tee uns mit Liebe zubereitet, wird alles gut!

 Martina

 

 

2. November 2015: Durch die Täler bis in die Nähe vom Closed Canyon.

 

In der ersten Nacht in der Wüste haben wir gleich den wunderbaren Sternenhimmel erleben dürfen. Am Morgen, nach dem Frühstück reiten wir früh los. Da mein Dromedar "rumzickt" werde ich den ganzen Weg geführt.

Wir haben einen wunderschönen Rastplatz und können nach dem Essen faulenzen, schlafen und verweilen.

Wir haben sogar zwei Hennamalerinnen dabei, jeder bekommt sein Tatoo, sogar die Bedus (Amr).

Danach geht es zum Closed Canyon. Der Weg dahin hat sich verändert. Die Gegend sieht schon wieder anders aus. Ich glaube, dass eine Düne den früheren Eingang zu gemacht hat.

Der Canyon hat aber seinen Zauber nicht verloren!

Am Abend nach dem Essen, gibt es Musik und die Bedus haben ihren Spaß - wir auch.

 Celina

 

3. November 2015: Durchs Wadi Hodra in die Nähe von Oase Ain Hodra

 

Nach einem unglaublich tollen Abend mit Musik und Gesang von den Beduinen, kam die Nacht über die Wüste. Es ist einfach atemberaubend. Die unzähligen Sterne, die hier viel näher zu sehen sind, als zuhause. Die Milchstraße sieht nicht nur schleierhaft aus, sondern es zeigen sich kleine einzelne Sterne. Fast könnte man meinen, man sieht die einzelnen Galaxien. Dann die prächtigen Sternschnuppen, bei denen Barbara sich immer wieder wünscht, dass wir alle wieder gut nach Hause kommen.

Nach dieser tollen Nacht, in der Martina und ich auf dem Plateau über dem Camp übernachtet haben (sehr zum Erschrecken der anderen, da sie hinten am Berg kein Licht vermutet haben und schon fremde Beduinen "gesehen" haben) begann der frühe Morgen.

Ein gigantischer Blick auf das Camp, in dem Farag und seine Leute schon ein Feuer machten. Und leise das Frühstück richteten.

Nach einer ausgiebigen Morgentoilette im 1000 Sterne Bad, gab es Faraschia mit Gurken und Tee. Wer will, auch ein löslicher Kaffee mit Chalib. Schukran!

Hab gerade bemerkt, das ich "Gurgen" statt Gurken geschrieben habe und dann hab ich mich gewundert, was "Gurge" für ein ägyptisches Wort ist.

Gurrgee??, ach so Gurke ...!

Dann geht es los mit den vollbepackten Kamelen. Stopp ... Celina fehlt!

Amr fragt mich wo sie ist ...?? Perhaps toilett? / don´t know. Wir riefen sie immer wieder. Auf einmal sah ich sie. Auf einmal sah ich zwei Personen. Ein Beduine und Celina. Ich sagte, dass ich zwei Personen sehe. Farag meinte, dass das nicht möglich sei, denn es fehle nur Celina. Besorgt gingen Farag und unser Koch nach hinten. Amr lachte und nickte und meinte "klar zwei Personen" und lächelte mich zwinkernd an. "I swear two people". Nochmal ein Lächeln. Dann kam Celina raus. Alleine ... oh. Amr lächelte mich wieder an - "I swear two people".

Farag lief auch lächelnd an mir vorbei. Ich schaute zur Sonne und dachte mir, "vielleicht doch zu viel Sonne." Dann plötzlich kamen 1 Beduine und 2 Touris zum Vorschein! Aha, ... doch nicht zu viel Sonne. Dann lächelte ich !!

Wir ritten los in Richtung White Canyon. Mein Kamel Soran ist ein Hengst, wie er im Buche steht. Zunge raus und dann ooouuu (kann nicht so gut kamelisch) und dann blbblbblbbblbbblhbb.

Scheint so, als hätte er Freude und Spaß mit uns. Nach einem kurzen aber heißen Ritt sitzen wir jetzt an unserm nächsten Nachtplatz und warten im Schatten auf das Essen.

Ach ja ... an einer Palme sind wir auch vorbei.

 Petra

Siesta in der Bergarena:

...Auch für unsere braven Lasttiere. Sie begnügen sich mit Akaziengrün samt Dornen.

Zeit spielt keine Rolle mehr.

Ich schaue mich um:

  • Geschirrtüchle trocknen in der Sonne

  • Abdallah - ein zartes Männle träumt zusammengekauert im Schatten. Ihn sehe ich oft beten, er singt dann und wann vor sich hin. Er lebe das ganze Jahr in der Wüste. Ein anderes Leben - nicht gewünscht von ihm

  • lesen und schlafen um mich (ich bemerke, dass ich diese Tage nicht lesen kann; mein Kopf, meine Sinne ganz hier in der Gegenwart)

  • Wasserdesinfizier - Grüpple mit UV-Filter, kleine feine Dinge, die wir tun können und dabei noch kommunikationsanregend

  • Bergtabakgeruch

  • Hennabemalung haben wir auch zu bieten, heute wieder

  • und dann "Kamelköttelschach"

  • ringsum Wolldecken, grüne alte Plastik - Reissäcke (unsere Tragetaschen!)

  • andere suchen grad ein Plätzchen für die Nacht

Ja, eine friedliche, freilassende, bunte gefüllte Arena

 

  • Refugees welcome

  • ahlan wa sahlan

  • Wohlstandsflüchtlinge

  • Überflußflüchtlinge

  • Zeitnotflüchtlinge

  • Das Neue, das Fremde wagen

  • In der Stille ankommen

  • Einen blauen Himmel voller Zeit über mir

  • Geschenk der Fürsorge und Gastfreundschaft

  • "Manna" (Libbe und Faraschia) wird gereicht

  • Wasser genügend

  • Bilhana wa schifha

  • In meinem Herzen: Randa, Torfik, Achmad, Rula, Chanán, Asma ... und vor allem du Nadischa

  • Ein kleiner Schritt eure innere und äußere Welt besser zu verstehen

  • Ein kleiner Schritt in eure Richtung

 

Dann Planänderung:

nochmals ein fauler Tag - nicht zu viele highlights auf einmal. Die große canyon tour erst morgen, heut geht´s nur zur Oase rüber:Hamam - Badefest - Wasser und grüne Palmen, Granatäpfel und Zitronen.

Oase - ein Houdra :  Nach der Reinigung mit Gartenschlauch dürfen wir tatsächlich ins Becken hüpfen und schwimmen. Ich genieße es!

Ein kleiner Spaziergang an den Beduinenzelten vorbei - auch hier deutlich arm und reich zu erkennen - vorbei an traumhaften marmorierten Steinen - führt uns zur eigentlichen Quelle.

Farag erzählt uns, dass diese seit der Römerzeit bekannt sei und schenkt uns gleich noch ein Märchen von den Schätzen des Bergesinnern. Währenddessen werden die kleinen Schätze und Handarbeiten der Beduinenfrauen vor uns ausgerollt, unaufdringlich.

 

Gewitter könnte kommen, Regen. Wetterleuchten zeigt sich schon. Vorsichtshalber bauen wir heute unsere Zelte auf. Es bilden sich kleine Grüppchen, der Radius wird größer, je länger und sicherer wir uns hier aufhalten. Die großartigen Lagerplätze werden nach und nach zu unserer weiträumigen Wohnung.

Nach dem Abendmahl entwickelt sich noch spontan eine fröhliche Runde. Angeregt von den Schattenrissen an der hohen Sandsteinwand. Sie lädt ein, zum Theaterspielen, activity, Tiereraten, Wörterraten.

Im Männerund ums Feuer, später wieder Musik.

Ich schlafe endlich heute Nacht gut. Angekommen.

 Margarete

 

4. November 2015 :White Canyon

 

Geschenke des Tages

  • Blick in den Sternenhimmel am frühen Morgen

  • stimmungsvolles Licht, wenn die Nacht ihre Decke wegzieht und der Tag seinen Schleier überzieht

  • der verheißungsvolle Duft von Feuer (Tee wird vorbereitet)

  • Frühstück mit Traumkulisse

  • Wanderung zum White Canyon

  • majestätische Berge in vielen Farben mit blauem Himmel

  • wagemutige Kletterpartien

  • helfende Hand von Farag

  • berauschende Aus- und Durchblicke

  • Barfußlaufen durch weißen Puderzuckersand

  • Entlangstreichen der Felsen mit der Handfläche - Nachspüren

  • lärmende Touri-Gruppe kommt uns entgegen (so nicht!)

  • das Ende des Canyon, wir nehmen die Stille auf

  • Zurückgehen im Schweigen (DANKE DAFÜR!!)

  • unser Schweigen erfüllt den ganzen Canyon und lässt unser Inneres tanzen

  • das Schmeicheln des Windes auf der Haut

  • das Grün der Oase erwartet uns

  • erfrischendes Nacktbad im Wasserbecken der Oase

  • verbindendes Element Wasser

  • Trocknen der Haut im säuselnden Wind

  • zurück zum Lagerplatz, der Tee wartet schon

 "Allah schläft im Stein,

träumt in den Pflanzen,

erwacht im Menschen."

 Sabine

 

 Nachmittags: Ain Hodra - Wadi Smirra - Wadi M´Daila (schwarze Kapelle)

 

Aufbruch vom Lagerplatz bei Ain Houdra. Hektik. Am Himmel in Reitrichtung Gewitterwolken. Bekommt die Wüste heute Regen geschenkt? durch das Wasser der letzten Woche trägt die Landschaft grüne Schleier. Ayla ist im Paradies - braucht sie doch viel Futter für ihr Kamelbaby. Beim ersten Anstieg verschmelze ich mit ihr. Mit sicherem Schritt trägt sie mich nach oben. Die Landschaft ändert sich. Wir reiten über Geröllfelder aus Granit, lassen die Lieblichkeit hinter uns. Es ist streng, düster und wirkt lebensfeindlich. Unser Tal mäandert und weitet sich wieder. Sandige Talsohle mit grünen Akazien. Es muss viel Wasser geflossen sein. Die Wolken verziehen sich.

Sackgasse! Fassungslos stehe ich in einer Basaltkapelle - das Ende des Tales. Jemand hat das Tor letzte Nacht mit flüssigem Basalt verschlossen - man sieht es noch genau.Hart, schwarz, glänzend, glatt, majestätisch: Basalt.

Spuren von Wasserfällen, bei Starkregen füllt sich die Kapelle bis zu 3 Meter Höhe und katapultiert das Wasser in das Tal. Ich möchte dann nicht in der Nähe sein.

Abends großes Lagerfeuer, Celina füttert es. Wir hatten aber auch Holz gesammelt! Die Beduinen waren neidisch.

Ich habe bis zur fünften Sternschnuppe gegen das Einschlafen gekämpft ...

 Jele

 

  5. November 2015 : Wadi M´Daila rauf und wieder unter - Sandtal: Wadi Lathi (farbig mit allem Gestein) - erreichen für Lunch und Nacht: Seel el rum (= Ende von Wadi Rum)

 

Nach einer frischen Nacht, ausgeruht aufstehen, die kühle Luft um die Nase wehen lassen - was wollen wir mehr

Wir haben das Glück, dies zu erleben! Danke an alle, die dies ermöglichen!

Nach der morgendlichen Canyondusche gemütliches Zusammentragen der Schlafutensilien - Versammlung am "Frühstückstisch". Leckeres Farashija, Käse und Gurke!

Und endlich kann ich etwas Gutes tun - Barbara braucht eine kleine Hilfe. Ihre Schuhe lösen sich auf. Mit Tape kann ich etwas helfen - vielleicht hält es!

Noch´n Tee und Schwupp - geht! Wir laufen vor - die Kamele müssen noch Wasser tanken und unsere "Wasseraufbereitung" ist wieder in Aktion.

Wir warten bis die Kamele wieder zurückkommen - bis dahin - eine Runde "Kamelköttelschach"!

Endlich ist das Wasser entkeimt, alle Flaschen gefüllt, die Kamele beladen, inkl. Reiterinnen und es geht weiter!

Nach gefühlten 10 Minuten, keine Ahnung wie lange es ging, "durften" wir schon wieder absteigen. Es gab einen kleinen Berg zu überqueren!!

Mittendrin frag ich mich immer wieder, wieso tue ich mir das an? Wofür? Wem will/muss ich was beweisen?

Es ist einfach das Erlebnis, diese herbe Schönheit zu erleben und genießen zu dürfen! Mit jeder Reise ist die "Weite der Wüste" grösser und eindrücklicher !

Völlig erschöpft und kurz vor dem "Schreien" sind wir dann auf der anderen Seite angekommen und durften wieder aufsteigen. Na ja - ich hätte dürfen, wenn mein Kamel dagewesen wäre. Ich glaub er war sauer, weil ich ein anderes Kamel gefüttert hab. Na ja - ich hab ein Gräsle gesucht und ihm gegeben und er hat es gefressen! Friedensangebot angenommen.

Danach folgt ein toller, langer, seeeeeeehr gemüüütlicher Ritt zu unserem Ess- und Schlafplatz! Schön!

Ich bereue NICHTS!! Meine Seele kann wieder atmen!

 Biggi

 

Schwäbisch - Bücher - Träume - Fernweh - Sinai - Ankunft - Frauen - Beduinen - Dromedare - Gastfreundschaft - Wasser - Fladenbrot - Sand - Steine - Wolken - Sternschnuppen - Lachen - Gerüche - Ruhe - Geborgenheit - Weite - Singen - Dankbarkeit - Gesundheit - Erlebnis - Danke

 Barbara

 

 

 6. November 2015 : Seel el Rum - sehr schöner Canyon

 

Morgens schneide ich Äpfel für die Gruppe. Die Kerngehäuse sollen die Kamele kriegen. Also zeige ich sie ihnen und lege sie langsam auf einen Busch - da beißt mich dieser blöde Hengst von Eid in die Hand

Gut, dass er nicht die volle Kraft eingesetzt hat, sonst wäre es ein Handrückenbruch geworden. RESPEKT! Vor allem vor Kamelhengsten, die testosterongesteuert ihr Hirn verloren haben!

 Susanne

 

 7. November 2015 : Weiter durchs große Wadi Rum bis zum Maisbet, abends Hafla mit Hochzeitstanz

 

Spuren im Sand!

Unsere Spuren hier sind vergänglich,

aber der Sand hinterlässt unvergängliche Spuren in uns!

 

Letzter Tag in der Wüste. Ich habe das Gefühl, dass ich schon wochenlang unterwegs bin. Jeden Tag ein neuer Schlafplatz, ein neues Bad, neue Blickwinkel. Jetzt freue ich mich auch, endlich wieder in die Zivilisation zu kommen. Wenn ich meine Augen schließe, habe ich die Wüste in mir ...den wunderschönen Sternenhimmel, das grandiose Farbenspiel der Steine, die Weite, Stille und Unendlichkeit.

Meine Wüstenschwestern haben heute ein Bad an einer wunderschönen Badestelle genommen und anschließend sind wir zu unserem heutigen Ziel aufgebrochen.

Nach meinem gestrigen Lauftag bin ich heute wieder auf meinem Kamel geritten. Es fühlt sich mittlerweile sehr vertraut an. Heute übernachten wir an einem wunderschönen alten Pilgerplatz, der eine kraftvolle Energie für mich ausstrahlt. Ich erkunde das Umfeld und finde natürlich wieder viele schöne Steine. Einer ist ganz besonders, es sieht aus als wenn mich in der Mitte ein Auge anschaut. Ich sitze jetzt auf einem Stein, nach einer stürmischen Nacht, im Vordergrund das Geplapper meiner Wüstenschwestern und freue mich auf das Frühstück.

 

Anschließend brechen wir auf nach Kathrien und ich freue mich schon besonders auf den Mosesberg.

Die Wüste wird für immer in meinem Herzen sein und wer weiß, vielleicht komme ich nochmal wieder.

 Lisa

 

8. November 2015

 

Der Abschied fiel uns schwer. Mit feuchten Augen und traurigen Herzen verabschieden wir uns von den "Jungs".

Vom Lagerplatz bis zum Abholpunkt ritt jeder schweigend für sich, als ob man sich von allem in Stille verabschiedete. Von den Kamelen, von den wunderschönen Plätzen, das alles nehmen wir in unseren Herzen von der Wüste mit.

Am Abholpunkt warteten auf uns 2 Kleinbusse, die uns nach St. Catarine bringen sollen. Die Landschaft veränderte sich. Man sah die Spuren vom Regen, von letzter Woche. Die weichen Konturen der Wüste wechselten in kantige Bergketten.

In Catarine hielten wir an einem Café, wo unser Gepäck auf die Kamele geladen wurde, um ins Camp von Ramadan gebracht wurden. Wir haben Tee getrunken, Susanne gab eine Runde Kekse aus.

Gestärkt machten wir uns auf einen einstündigen Marsch zum Camp. auf dem Weg blieben wir an einem Wunschstein stehen. Jeder hat 3 Steine auf den großen Stein geworfen (3 Steine = 3 Wünsche). Unterwegs erzählte Mohamed uns Geschichten über Moses und wie man früher um die Hand eines Mädchens angehalten hat. Das Camp von Ramadan liegt gegenüber am Fuße des Moses-Berges. Es ist ein sehr schöner Olivengarten. Nach dem Essen richteten wir unsere Schlafplätze und zogen uns erst mal warm an. Am Abend saßen wir, sehr müde, am Feuer. So gingen die meisten nach dem Essen gleich schlafen.

 

"Ich kam in die Wüste, um mich zu finden.

Und stellte fest, ich muss mich erst neu kennenlernen."

 Inna

 

 9. November 2015 : Gebel Musa, Wadispaziergang, Relaxgruppe - Gesprächsrunde mit "Hauschef" Ramadan - Abendspaziergang mit Mohamed und Ramadan jun.

 

Heute teilt sich die Gruppe. Jede geht eigene Wege; in kl. Gruppen, alleine

Mein Tag heute:

Eisige Nacht! Morgens tropft der Schlafsack. So vertreibe ich mir das Frieren mit Blick zum sternschnuppenvollen Himmel und freue mich. Vor mir der große alte Berg. Die geliebten Kindheitsgeschichten aus dem Alten Testament fallen mir ein. Die 10 Gebote! - Weiß ich sie denn? Die tiefe Ernsthaftigkeit eines Kindes sie zu verstehen; zu umgehen ... Endlich 2 Uhr. Aufstehen, Bewegen, die Kälte vertreiben.

Ramadan jun. führt unsere Gruppe an. Wir wollen den Gebbel Musa besteigen, den Sonnenaufgang erleben dort oben. Seine ruhige und ganz wachsame Art lässt uns einfach schweigend und stetig den Pfad erklimmen. Ab und an kleine an den Berg gedrängte Kioske, kerzenerhellt, drinnen eine nächtliche "Bedu"-runde. Es erinnert mich an Bilder aus dem Himalaya. Erst ganz oben Menschenrummel, Deckenverleiher ("saukalt"), Fotos, Fotos, Fotos, ... Ein Kirchlein oben. Wer hat es gebaut? Wann wurde es gebaut? Wer hat die Steine geschleppt? Aus Ehrfurcht vor dieser grandiosen Natur und Menschheitsgeschichte? - oder Sklavenarbeit? Die Sonne steigt sanft und zart zuerst, aus einem Nebelbett heraus. Eine rotgoldene Sichel, nach unten gewandt beginnt zu strahlen; steigt rasch heraus und bald schon steht ein volles Rund am Himmel, ein Feuerball. Die Berge ringsum leuchten. Farben entstehen, rot und schwarz, sandfarben und türkis. 2 Std. zuvor beim Aufstieg noch, bestaunten wir auch dem Mondaufgang. Eine ebenso feine Sichel, eine Schale nach oben geöffnet. Der Morgenstern direkt darüber. (Komme ich noch einmal hierher, würde ich gerne andere namenlose Berge ersteigen, dem "eigenen" Mosesberg begegnen. Hier geht die Sonne genauso schön auf. Inshallah)

 

Diskussionsrunde mit Ramadan sen. Er erscheint mir selbst wie ein Prophet. Als würde Moses noch leben. Seit 55 Jahren lebt er hier im heiligen Tal, betreibt Oliven, Mandel, Aprikosen ... bäume. Gäste werden bewirtet, Tiere leben mit (Kamele, Esel, Katzen, Hühner, Klippschliefer). Er erzählt uns von tiefen schneereichen Wintern , Wasserfluten und Trockenheiten. 13 - 15 Kinder sind hier oben geboren. Ein liebevoller Umgang mit seiner Frau - die, wenn sie da ist, aufmerksam im Hintergrund sitzt - ist zu beobachten. Verschmitzt, fast verschämt fragt er uns, was wir von ihm halten, dass er einfach so ohne Grund, ohne Gewinn und Nutzen dies kleinen Pelztiere hegt, liebt ... - sie wurden bei einer Flut angeschwemmt und von ihm gefüttert - einmal starben fast alle, als er sie mit industriellem Mais fütterte. Ich glaube er wusste nicht mal, dass man wohl aus ihren Drüsen sehr, sehr teures Parfum machen kann. Ein Mensch der mich sehr beeindruckt. Ihn werde ich nicht vergessen. Sein liebevoll strahlendes Gesicht. Sein hellblaues Tuch auf dem Haupt, immer einen Stock bei sich, ein Prophet eben. Hier ist seine Heimat, hier sind Tiere und Pflanzen zu versorgen - auch wenn die Gäste ausbleiben - wegen Kriegen, Terrorwarnungen. Wir sind in diesem Jahr eine der einzigen Gruppen.

"haraka baraka" - sich Regen bringt Segen (Susanne die herzlichen Dank, dass du uns hier her gebracht hast. Tourismus bedeutet hier auch erste Begegnung)

 

Ramadan sen. will aber auch von uns, von unserem Leben wissen, von unseren Berufen.

Abends ums Feuer und beim Essen gibt es nochmals eine gemeinsame Runde von Mohamed angeführt. Was war wichtig heute für dich, was hast du gelernt, ist dir begegnet? Ich spüre hier oben in den Gesprächen noch mehr an Austausch, Interesse, Begegnung auch an unserem Leben zuhause, unseren Gedanken. Bei unseren "Wüstenbedus" war auch wegen Sprachbarriere mehr nonverbale Kommunikation, mehr Zurückhaltung und mehr Anteilnahme an ihrem traditionellen, bedrohtem, angefeindetem Lebensstil.

Ramadan jun. erzählt uns von seiner anstrengenden Zeit als jüngster Parlamentsabgeordneter. 4 Jahre in Kairo, Großstadtleben, Kampf für die Rechte der Beduinen, um Wasser Elektrizität. Er hat aufgehört, vollkommen erschöpft, konnte weder schlafen noch essen. er muss sich erholen und wolle wieder als Beduine sein Leben führen. dies sei ihm heute klar geworden. - 11 -

Ein kleines Abend-highlight, Spaziergang-Angebot mit Mohamed (31 Jahre, verheiratet, 3 Kinder, IT Studium) und Ramadan jun. (30 Jahre, verheiratet, 1 Kind). Die beiden voll jugendlicher Freude, Schalk und deutlich spürbarer Liebe zu ihrer Natur, zeigen uns diverse Kräuter, kennen die Heilwirkungen. "Wir haben unsere Apotheke immer bei uns". Mohamed schlägt vor auf einen großen Stein mit kleinen Steinen 2 Worte zu schreiben: Frieden - Salaam Ein ruhiges klares Bild. Es wird mir bleiben. Ein stiller Ruf, ein Gebet. (die Beduinen seien Terroristen, gefährlich, auf keinen Fall solle man sich auf sie einlassen!)

Margarete

 

10. November 2015

 

Abschied vom Wadi Arbain, von Ramadan, dem Großherzigen, von den Feuerschalen, Kräutergärten, Aprikosen- und Mandelbäumen. Ramadan der Jüngere (ehem. Parlamentsabgeordneter) begleitet uns Drei (Celina, Margarete und mich) zu Fuß zum Katharinenkloster. Der Weg ist gut machbar - nur: wenn man großzügig ist mit den Pausen und den Worten unterwegs, müssen die Anderen warten ... Ramadan erzählt sowohl von seiner Militär- , wie auch von seiner Abgeordnetenzeit. Zentrales Thema: Die Benachteiligung der Beduinen vom Sinai. Er kandidiert nicht mehr für ein Abgeordnetenamt bei den Wahlen in zwei Wochen. Sein Leben ist hier, nicht in Kairo, seine Passion sind die Berge, die Pflanzen und die Menschen (auch Touristen) in und um Katrien. Beim Aufstieg großartiger Blick auf den Gebbel Katrien, den höchsten Berg des Sinai mit über 2600 m. Wir kommen mit einer halben Stunde Verspätung an beim Kloster, die Anderen warten schon.

Außer Celina, Susanne und mir möchten alle den zu besichtigenden Klosteranlagenteil anschauen. Wir warten draußen. Yallah, Yallah! Raus aus dem Kloster, rein in den Minibus, raus aus dem Minibus, rein ins Besucherzentrum (20 min), raus aus dem Besucherzentrum, rein in den Minibus, raus aus dem Minibus, rein zu FANSINAAAAHHH.

Selima schleift Taschen, Tüten, Säcke, Susanne und Celina helfen. Handwerkskunst vom Feinsten - weckt Begehrlichkeit: hat vielleicht eine andere Frau eine noch schönere Tasche in der Hand als diese fünf, die schon an mir hängen?

Funkel, Glitzer, Farben, Formen - es scheint unendlich. Im Kaufrausch fängt manche zweimal an (samt mir) und stellt sich wieder in die Kassenschlange. Nebenher gibt es Tee, dann Kaffee. Die Minibusse werden vollgestopft - schließlich wollen wir ja alle dieses Frauenprojekt unterstützen! Yallah, Yallah - wieder drängt die Zeit: vor 15.00 Uhr müssen wir das Nationalparkgelände von St. Catherine verlassen haben, sonst kommen wir erst wieder morgen raus. Geschafft, .................................................... oder auch nicht "Gott sei gepriesen", denn das hätte uns noch eine Nacht im Camp Ramadan, dem Großherzigen beschert. Aber genug gefroren: nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir wieder Ayla-Beach und unsere Zelte. Während wir auf Abendessen warten, fallen wir alle um wie halbvolle Säcke. Ist es der Höhenunterschied, die Seeluft, der Wellenschlag? Sind es die vielen Eindrücke und Gefühle im Kopf / im Herzen, die den Oberkörper nach hinten kippen lassen? Das Meeresrauschen wiegt uns in den Schlaf ...

 Jele

 

11. November 2015: zurück am Meer in Nuweiba

 

Wieder am Meer...

Das frühe Aufwachen ist noch erhalten geblieben. Um 7.00 Uhr gleich unter die Dusche, das ist ein Luxus!

Nach unserem reichhaltigen Frühstück geht es zu Aiman. Schals, Schals und noch mehr Schals! Wir werden herzlich empfangen mit Tee, Kaffee und Lächeln. Die Busse mit den anderen Kauflustigen fahren auch rechtzeitig wieder weg, so dass wir den Laden für uns haben. Nach getaner Arbeit fährt uns Farag wieder zum Camp.

Das erste, was wir fast alle möchten, ist Schwimmen, Schnorcheln und die Sonne genießen. Das Meer ist ruhig und warm und wir können die Unterwasserwelt gemütlich betrachten.

Am Nachmittag sind wir bei Farag zum Tee eingeladen - es gibt leckeren Kräutertee. Heute Abend essen wir bei Selim im Nachbarcamp - vielleicht das Camp für die nächste Tour?

 Celina

 

12. November 2015 : Ausflug nach Dahab

 

Nach der Fahrt durch die Berge, öffnet sich alles und das Meer mit Dahab liegt vor uns.

Dahab mutet an, wie ein "Flower-Power-Girl", das in die Tage gekommen ist. Das Bunte, Hippiehafte und Schrille lässt sich noch erahnen, aber das Girl hat sich in eine alte Dame verwandelt, die müde am Strand liegt.

Leerstehende, zerfallene Geschäfte zwischen vollen Auslagen und nur sehr wenige Touristen.

Man kann sich vorstellen, wie das Leben hier einst pulsierte. So genießen wir die entspannte Atmosphäre in einem bezaubernden Café mit Blick auf das Meer und sehr viel Flair im Interieur.

Bei Cappuchino und Brownie stimmen wir uns wieder auf die westliche Welt ein - Dinge, die ich in den zwei Wochen auf dem Sinai kein bisschen vermisst haben!

 Sabine

 

 14 Engel, die uns auf der Reise begleitet haben:

Gelassenheit, Demut, Geborgenheit, Frieden, Gnade, Hoffnung, Ehrfurcht, Freude, Begegnung, Vertrauen, Zuversicht, Mut, Gemeinschaft und Segen.

 

 

... Nun da ich mit soviel Abstand diese Zeilen nochmals lese, sage ich voller Berührtheit DANKE für eine schöne Reise mit Euch, Ihr lieben Wüstenschwestern, Susanne.

 

- demnächst setze ich noch mehr  Fotos dazu -